Die Schmiede von Wollseifen


Eines der wenigen noch vorhandenen Wollseifener Gebäude ist die ehemalige Schmiede von Wollseifen, bzw. das was von ihr noch übrig geblieben ist.

Die ersten Eintragungen in das auch heute noch vorhandene "Werkstattbuch" der Wollseifener Dorfschmiede erfolgten am 22. Juni 1934. Der damals 28 Jahre junge Schmiedemeister Alois May, errichtete seinen Betrieb an der damaligen Hauptstraße 6A am Weg von Wollseifen Richtung Walberhof. Neben dem Handel mit landwirtschaftlichem Gerät wurden auch Anhänger und Stützkarren hergestellt. Aus der ganzen Region kamen die Bauern mit Ackerpferden und Ochsen zum Hufbeschlag in die Wollseifener Schmiede.

Diese Aufnahmen zeigt die Schmiede im Jahre 1952, sechs Jahre nach der Zwangsräumung von Wollseifen. Die Fenster sind für militärische Zwecke teilweise vermauert und die Dacheindeckung zum Teil bereits zerstört. Der ehemalige Anbau, in dem das Materiallager untergebracht war ist mit Strichen angedeutet. Im Fotos links ist ein Teil des Hauses von Wilhelm Döhler im Hintergrund zu sehen.

Im Schaufenster wurden Kohleöfen, Küchenherde und Kochgeschirr ausgestellt, wie sie seinerzeit in den Haushalten üblich waren.

Die Montage einer Mähmaschine im Mai 1938. Links der erste Lehrling Klemens Karbig, rechts Alois May.


Die Fotos von 1940 zeigen Alois May in seiner Werkstatt am 23.12.1939. Es wurde alles repariert was angeliefert wurde. Links eine 200er Viktoria, rechts der Kippwagen eines Kunden aus Einruhr. Neben dem Hufbeschlag und der Ausführung von Schmiedearbeiten wurde auch die Anfertigung von Transportwagen betrieben. Auf dem Bild rechts der Bau einer Stützkarre wie sie damals in der Landwirtschaft Verwendung fand und von Pferden oder Ochsen gezogen wurden.

Unterbrochen wurde die Arbeiten in der Schmiede, als Alois May im Februar 1940 zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach Kriegsende wurde der Betrieb ab Oktober 1945, nach der Rückkehr aus der britischen Gefangenschaft wieder aufgenommen.

 

Der endgültig letzte Eintrag ins Werkstattbuch der Wollseifener Schmiede fand am Donnerstag, dem 08. August 1946 statt.

 

Knapp drei Wochen später wurde das gesamte Dorf auf  den Befehl des Kommadeurs der britischen Besatzungsmacht zwangsgeräumt und die Einwohner vertrieben. Für alle Wollseifener begann damals, ein Jahr nach Kriegsende noch ein weiteres Mal der Weg in eine ungewisse Zukunft, denn keiner wusste wohin sie der Weg führen würde. Den britischen Militärs war dies allerdings völlig gleichgültig denn sie stellten weder Ersatzunterkünfte, finanzielle Hilfe, noch irgendwelche Transportmittel für die Wollseifener Einwohner zur Verfügung.


Viele Jahre später wurde auf den Trümmern ein Teil der Wollseifener Schmiede als Unterstand für Gerätschaften des belgischen Militärs wieder aufgebaut.

Über viele Jahre diente das Gebäude den belgischen Militärs unter anderem auch als Partyraum in welchem ungestört gefeiert werden konnte, worauf es von den Soldaten den Namen “Club 37” erhielt.

 

Heute steht das Haus ohne Nutzung am Weg nach Walberhof. Die Eingangstür wurde entfernt und die Fenster von Vandalen eingeschlagen. Mittlerweile sind die Zugänge des Gebäudes vermauert und so vor weiteren Zerstörungen des Innenraums weitgehend geschützt.